Vor einiger Zeit habe ich eine unfassbar spannende Podcast Folge von Adam Quiney[1] gehört. Zentral war der folgende Gedanke: Wir Menschen neigen dazu, unser Leben aus ablehnenden Impulsen zu gestalten. Die zugrundeliegende Haltung ist eine Ablehnende gegenüber allem, was wir nicht in unserem Leben möchten.
Darauf aufbauend folgen zwei Hypothesen, warum diese Haltung der Ablehnung weder zu Zufriedenheit noch persönlichem Wachstum führt.
Kumulation der Unzufriedenheit
Nehmen wir ein konkretes Beispiel aus der Arbeitswelt. Angenommen, jemand kann in keiner Weise damit umgehen, wenn andere Menschen etwas Erklärtes nicht verstehen oder mehrfache Erklärungen benötigen.
Diese Person wird, sofern die ablehnende Haltung das Leitmotiv ist, immer Energie investieren, Situationen zu vermeiden, in denen nerviges Erklären notwendig wird. Vielleicht verlässt sie einen tollen Arbeitgeber, weil sie in ihrer Führungsposition stets Wissen vermitteln muss oder sie weigert sich, Trainees in ihrem eigenen Unternehmen einzustellen.
Die erste Hypothese leitet sich aus diesem Beispiel ab: Eine derartige Strategie der Vermeidung wird letztlich weit mehr Türen schließen als öffnen und damit den Korridor der eigenen Möglichkeiten im Leben immer weiter verjüngen.
Vermeidung der Konfrontation
Durch das stetige Vermeiden von Impulsen, die einen Trigger-Charakter haben, entsteht immer weniger Konfrontation mit den Ursachen. Das hat zur Folge, dass die Chancen für persönliches Wachstum und Ansatzpunkte des Lernens immer weniger werden.
Gleichzeitig ist es aber so, dass die meisten Trigger, die wir in uns tragen, in wichtigen und vor allem prägenden Erlebnissen begründet sind. Ihnen aus dem Weg zu gehen, macht sie in der Regel eher schlimmer als besser und nur die bewusste Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit ihnen kann letztlich zu einer Heilung oder Akzeptanz führen.
So leitet sich die zweite Hypothese ab: Die kontinuierliche Vermeidung von Konfliktursachen prägt diese immer stärker aus, statt einen Raum zu schaffen, in dem sie heilen können.
Eine alternative Haltung
Viele Themen, die unser Herz berühren, sind nicht selten auch die Themen, die uns zur Weißglut bringen. So verbergen sich hinter vielen Impulsen der Ablehnung wichtige persönliche Wünsche, die uns immer entgehen werden, folgen wir der Ablehnung ohne eine Form der Reflexion. Daraus abgeleitet, bietet Adam Quiney in der Podcast-Folge eine alternative Haltung an:
Wann immer ich den starken Impuls von „Das möchte ich nicht“ verspüre, versuche ich einen Moment innezuhalten und frage mich sehr bewusst: „Was möchte ich?“.
Allzu oft stelle ich dabei fest, dass mir der Fokus auf etwas, dem ich Abneigung gegenüber verspüre, die Sicht auf etwas Wundervolles versperrt. Und das zwingt mich zur Kreativität:
Kann ich einen Weg finden, das Gewollte zu erhalten und mit dem Ungewollten zurechtzukommen? Oder gibt es gar eine völlig alternative Möglichkeit, an das Gewollte zu kommen. Manchmal ist das Ergebnis auch bloß, etwas sein zu lassen, weil es nicht den eigenen Wünschen entspricht. Auch das ist vollkommen legitim.
Was sich dadurch aber verändert hat, ist eine grundlegend neue Perspektive auf das Leben und dessen Möglichkeiten – und etwas mehr Freiheit von dem Zwang, der aus Ablehnung entstehen kann.
Stay Mindful,
Jakob
Literaturverzeichnis
[1] Adam Quiney Podcast, Ep 271, Living Lives that are a Function of What You Don’t Want